Immer Ärger mit den Leisten: Die Vorrunde war für Martin eine ziemlich schmerzhafte Zeit, erzählt er Peter Wolf im großen Weihnachtsinterview. Aber der Blick geht auch nach vorne…
Endlich Weihnachten. Lass uns raten, Martin – Du fährst heim nach Teplice?
Erraten. Ich freue mich auf die Tage in Tschechien. Dort werde ich meine Familie und gute alte Freunde treffen. Richtig in den Urlaub – in die Sonne oder so – will und kann ich jetzt nicht fahren. Denn ich bin Rekonvaleszent und Urlaub am Pool passt da nicht. Auch an den freien Tagen mache ich zum Beispiel Übungen zur Rumpfstabilisierung.
Das war nicht Deine Vorrunde. Erst die OP an beiden Leisten. Dann Hoffnung, dass alles schnell heilt. Doch die war trügerisch, denn die Schmerzen kamen wieder. Dann noch die beiden Nachoperationen. Wie fit bist Du jetzt, wie fühlst Du Dich?
Harte Probe
Es ging mir wirklich schon besser. Die vergangenen Monate waren eine sehr harte Probe für mich. Nur drei Mal in der Bundesliga zum Einsatz gekommen. Zwei Mal im Pokal. Und fast immer Schmerzen in der Leistengegend. Für mich zählt jetzt wirklich nur eins: Wieder richtig gesund und fit werden. Es bringt jetzt nichts, zu sagen: Ich schaffe schon das erste Rückrundenspiel gegen Bremen. Es dauert leider solange, wie es eben dauert. Mit Schmerzen kannst Du in der Bundesliga nicht bestehen. Der Kopf sagt: “Ich will sofort spielen”. Doch der Körper sagt „nein“.
Was war am Schlimmsten in den vergangenen Monaten?
Dass ich der Mannschaft nicht helfen konnte. Dass ich vor unseren tollen Fans nicht spielen konnte. Und dass ich ganz wichtige, wirklich besondere Spiele verpasst habe. Zum Beispiel das Pokalderby gegen Offenbach, die entscheidenden Spiele mit Tschechien in der WM-Qualifikation oder auch das Freundschaftsspiel gegen meinen alten Verein Teplice. Nach dem ersten Spiel gegen Bremen und meinem Tor dachte ich noch, es ist alles halb so wild. Diese stechenden Schmerzen unten links und rechts würden schon weggehen. Doch das sind sie nicht. Es war ein echter Alptraum.
Hat Dein Selbstbewusstsein gelitten?
Ich weiß schon, was ich kann. Das habe ich ja auch in der letzten Saison bewiesen. Zweimal von Anfang im tschechischen Nationaltrikot aufgelaufen. In der Bundesliga viel gearbeitet und einiges erreicht: Gemeinsam mit Marco Russ kam ich – als Stürmer – auf die meisten Spielminuten im Team. Fünf Tore geschossen – das dürfen auch noch mehr werden –, 18 oder 19 Scorerpunkte gesammelt, sieben oder acht Mal Latte oder Pfosten getroffen. Gut, das waren leider keine Tore. Aber ich finde, ich habe im Eintrachttrikot gezeigt, dass ich ein guter Stürmer bin, einer der produktivsten Spieler der Bundesliga. Jemand, der vorne „Alarm“ machen kann. Aber es ist klar, dass ich in der abgelaufenen Hinrunde gelitten habe wie ein Hund. Es gibt für einen Spieler wirklich nichts Schlimmeres, als auf der Tribüne zu sitzen.
Immerhin hat sich die Mannschaft – trotz des Ausfalls von Joannis Amanatidis und Dir – ganz gut geschlagen in der Vorrunde. Das Punktekonto ist ordentlich gefüllt.
Auf jeden Fall. Wir haben uns weiterentwickelt und spielen couragierter. Mit etwas mehr Fluss. Wir hatten hier und da aber auch mehr Glück als in der vergangenen Saison. Aber gerade von der Tribüne aus siehst Du auch, dass uns im zentralen Mittelfeld der Ideengeber nach vorne fehlt. Unser Trainer hat das ja mit Lincoln schon mehrfach angesprochen. Auch einer wie Misimovic wäre gut. Denn wir bekommen vorne im Spiel eigentlich zu wenige Chancen. Dass wir dieses Jahr insgesamt effektiver sind, ist ein großes Glück. Sonst stünden wir nicht so gut da!
Wer hat für Dich herausgeragt in den letzten Monaten?
Unterm Strich haben alle einen guten Job gemacht. Vor allem Oka steht immer noch im Tor. Er ist ein ruhender Pol und gibt der Mannschaft Sicherheit. Der hat schon so viele Trainer „überlebt“ und ist immer noch da – stark, was er für die Eintracht über all die Jahre geleistet hat! Wenn Oka was sagt, hören alle hin. Bei Christoph Spycher ist das auch so. Er hat beständig seine Leistung gebracht. Das hat alles Hand und Fuß. Der Aufsteiger des Jahres bei uns ist für mich Pirmin Schwegler. Super, dass er zu uns gekommen ist. Und was mich persönlich ganz besonders freut ist, dass mein Kumpel Ümit Korkmaz wieder richtig gut unterwegs ist.
Die Mannschaft kommt also Stück für Stück voran. Welche Ziele habt ihr?
Das Wichtigste hast Du gerade gesagt. Wir müssen uns immer weiterentwickeln. Eine Stadt wie Frankfurt, ein Stadion wie die Commerzbank-Arena und dann diese Fans – die Eintracht muss eigentlich das Ziel haben, unter den ersten sechs mitzuspielen und international dabei zu sein. Ob wir jetzt Siebter sind oder auf Platz 15 landen – das ist mir fast egal. Gut, bei den Fernsehgeldern ist es nicht egal. Wir müssen mehr wollen. Wir müssen das Ziel haben, viel weiter nach vorne zu kommen!
[Martin legt auf seinem iPOD „Im Herzen von Europa“ auf]
Im Herzen von Europa
Schöner Song. Stimmt schon: Die Fans hier wollen wirklich wieder mit der Eintracht durch Europa ziehen.
Ja – für sehr viele Menschen hier in der Region ist die Eintracht alles. Es ist unglaublich. Es gibt sehr sehr viele Fans. Hier in Neu-Isenburg sprechen mich oft Menschen an, die meine Großeltern sein könnten, die sind 60, 70 oder 80 Jahre alt. Und sie alle lieben die Eintracht wie nichts anderes. Das ist echte Liebe. Das bewegt mich jedes Mal. Schon unsere Fans hätten es verdient, dass wir international spielen.
Hast Du eigentlich alle Weihnachtsgeschenke beisammen?
Nein – noch nicht. Aber ich habe gute Ideen.
Was gibt es bei Euch an Weihnachten zu essen?
Normalerweise isst man bei uns Fisch. Aber davon wird mir leider schlecht. Bei meiner Schwester ist das übrigens genauso. Deshalb macht unsere Mama an Weihnachten Schnitzel mit Kartoffelsalat.
Schöne Feiertage, Martin!
Das wünsche ich allen Fans! Frohe Weihnachten! Und danke, dass ihr mich in diesem komischen Jahr so toll unterstützt habt. Das hat mir Kraft gegeben. Auf ein gutes Neues – wir sehen uns 2010!
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Die Autoren:Peter Wolf
Schlüsselwörter: Privatleben, Presse, Interessante
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